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ein Interview mit Scheich Tosun Bayrak al-Jerrahi

ein Interview mit Scheich Tosun Bayrak al-Jerrahi
von Carter Phipps


WIE: Was bedeutet es, in der Welt zu sein, aber nicht von ihr?

Scheich Tosun Bayrak: Ich will mit einer Geschichte antworten. Ibn Arabi, der als einer der größten Scheichs im Sufismus gilt, kam einst auf einer Reise nach Mekka durch Tunesien, wo man ihm riet, einen dort lebenden heiligen Mann zu besuchen. Dieser Heilige war ein Fischer und wohnte in einer Lehmhütte am Strand. Jeden Tag fing er drei Fische – nie mehr – und gab die Fischleiber den hungrigen Armen. Für sich selbst kochte er die Fischköpfe und aß nur diese, jahrein, jahraus. Er lebte wie ein Mönch, der sich vollkommen von der Welt losgesagt hat. Natürlich war Ibn Arabi von einer solchen Disziplin tief beeindruckt. Und so sprach er mit dem Fischer. Dieser fragte ihn: „Wohin geht Ihr? Werdet Ihr durch Kairo kommen?" Als Ibn Arabi nickte, fuhr der Fischer fort: „Mein Scheich lebt dort. Würdet Ihr ihn wohl aufsuchen und seinen Rat für mich erbitten, denn in all den Jahren, die ich betend und in Demut lebend verbracht habe, wurde mir doch kein Fortschritt in meinem spirituellen Leben zuteil. Bitte fragt ihn um einen Rat für mich."
Ibn Arabi versprach es, und als er nach Kairo kam, erkundigte er sich bei den Bewohnern der Stadt, wo der Scheich lebe. Sie sagten: „Seht Ihr den mächtigen Palast auf der Kuppe des Hügels? Dort lebt er." Also machte Ibn Arabi sich auf zu dem schönen Palast. Er klopfte an und wurde sehr freundlich begrüßt. Man führte ihn in einen großen, prächtigen Empfangssaal, reichte ihm Speisen und hieß ihn, es sich bequem zu machen. Der Scheich war ausgegangen, um den König zu besuchen. Und für gewöhnlich statten Sufis Königen oder anderen Personen von hohem Rang keine Besuche ab. Es ist verboten, weil sie zu einem zusätzlichen Schleier zwischen uns und Gott werden könnten, zu einer weiteren Anhaftung an die Welt.
Während Ibn Arabi also in diesem prachtvollen Raum den Scheich erwartete, blickte er aus dem Fenster und sah eine Prozession herannahen. Der Scheich, der einen großen Turban, Diamantringe und einen Pelzmantel trug, ritt auf einem herrlichen Araber und wurde von einer Ehrengarde eskortiert. Mit großem Prunk zog er in den Palast ein. Doch er war ein sehr sympathischer Mann. Er begrüßte Ibn Arabi herzlich, und sie setzten sich zu einem Gespräch zusammen, in dessen Verlauf Ibn Arabi sagte: „Ihr habt einen Schüler in Tunesien." „Ja, ich weiß", erwiderte der Scheich. Ibn Arabi fuhr fort: „Er erbittet Euren spirituellen Rat." „Sagt meinem Schüler", sprach der Scheich da, „wenn er dermaßen der Welt verhaftet bleibt, wird er es nie zu etwas bringen."
Diese Antwort verwirrte Ibn Arabi, dennoch unterbrach er seine Rückreise in Tunesien und suchte den Fischer auf, der ihn sofort fragte: „Habt Ihr meinen Scheich getroffen? Was hat er gesagt?" Ibn Arabi, dem nicht wohl in seiner Haut war, sprach: „Nun, wisst Ihr, Euer Scheich lebt in großem Prunk und Luxus." „Ja, das weiß ich", antwortete der Fischer, „aber was hat er gesagt?" Da sprach Ibn Arabi: „Er hat gesagt, dass Ihr, solange Ihr so sehr dieser Welt anhaftet, nie etwas erreichen werdet." Der Fischer weinte und schluchzte: „Er hat Recht, jeden Tag, wenn ich den Menschen jene drei Fischleiber gebe, dann geht mein Herz mit ihnen. Jeden Tag wünsche ich, ich könnte einen ganzen Fisch statt nur den Kopf für mich
haben, während mein Scheich in großem Lxus lebt, sich aber nicht im Geringsten darum schert. Es be-rührt ihn nicht, ob er ihn hat oder nicht." Das bedeutet es, in der Welt, aber nicht von ihr zu sein. Das heißt, von uns als Sufis wird erwartet, dass wir in der Welt und in ihr aktiv sind, ohne uns jedoch in sie zu verlieben. Es gibt einen Hadith (einen Ausspruch des Propheten Mohammed), der besagt: Die Welt ist unser Freund, wenn sie uns an Gott erinnert, und sie ist unser Feind, wenn sie uns Gott vergessen lässt.

WIE: Einer der Sufi-Mystiker wird folgendermaßen zitiert: „Die Welt hinter sich zu lassen heißt nicht, auf Besitz, Frau und Kinder zu verzichten, sondern im Einklang mit Gottes Willen zu handeln und Gottes Angelegenheiten vor die der Welt zu setzen."

TB: Genau. Ein anderer Hadith berichtet uns, dass Gott, als er die Welt ordnete, zu der Welt sprach: „Welt, wer dein Diener wird, den behandle wie den schlechtesten Sklaven. Schlage ihn, lass ihn hart arbeiten, und wenn er stirbt, zermalme ihn. Wer aber mein Diener wird, für den sorge gut, und wenn er stirbt, dann umarme ihn wie eine Mutter ihr Kind." Wenn du also der Diener Allahs bist, dann wird dir die Welt dienen und gehorchen und dir Reichtum und alles andere geben. Und wenn du stirbst, wird sie dich zärtlich wie eine Mutter liebkosen. Wenn du aber Allah vergisst und Diener der Welt wirst, dann wird die Welt dich auspeitschen, treten und dich höllisch arbeiten lassen. Und wenn du stirbst, wird sie dich zermalmen.

WIE: Was genau meinen Sie mit „die Welt"?

TB: Deine Frau, deine Kinder, dein Heim, deine Arbeit, deine Ersparnisse, deine Position in der Firma, deine politischen Bestrebungen, deine Parteizugehörigkeit, dein Bett in der Nacht, deine morgendliche Dusche, dein Frühstück – alles!

WIE: Es gibt im Arabischen ein Wort, dunya, das ebenfalls „die Welt" oder „weltliches Leben" bedeutet. Und man scheint damit etwas Negatives zu meinen, etwas, das uns vom Weg abbringen will.

TB: Das stimmt. Viele Menschen
denken so darüber, aber ich möchte etwas richtig stellen. Es ist wichtig, diese Unterscheidung zu verstehen. Wenn dunya dich den Herrn vergessen lässt, wenn du darüber vergisst, woher du kommst, wofür du hier bist und wohin du gehst, wenn es einen Narren aus dir macht, dann ist es dein Feind. Aber wenn es dich daran erinnert, dass du hier nur auf der Durchreise bist, dass dies ein Ort der Prüfung ist, wo du beweisen kannst, dass du tust, wofür du erschaffen wurdest, dann ist dies ein guter Ort, eine gute Sache, und ein wunderbarer Freund.

WIE: Wäre es korrekt zu sagen, dass für die meisten von uns die Tendenz besteht, dass die Welt Ersteres ist, nämlich das, was uns von Gott fortzieht?

TB: Es ist nicht die Welt, die den Fehler macht. Es ist dein Fehler. Es ist nicht des Teufels Fehler. Es ist deine Anhaftung an die Welt. Die Welt ist schön. Allah hat die Welt schön gemacht. Alles darin ist eine Widerspiegelung von ihm. Er hat niemals etwas Hässliches erschaffen. Die Sufis glauben nämlich, dass die Schöpfung einfach ein Spiegel ist. Befindet sich nichts vor dem Spiegel, reflektiert er auch nichts. Aber Allah ist vor dem Spiegel, und so ist alle Schöpfung eine Widerspiegelung von ihm. Wir sehen seine Eigenschaften, die Attribute Gottes, reflektiert im Spiegel der Schöpfung. Und das ist es, was wir sind. Alles in der Schöpfung sind Attribute Allahs. Es ist nicht Allah, aber es ist von Ihm. Deshalb ist an der Welt an sich nichts verkehrt. Es ist dein Fehler, wenn du sie zu einem Gott machst. Die Welt kann nichts dafür.

WIE: Viele Sufischeichs hatten Ehefrauen, Familie, Geschäfte, und man sagt, einige seien sogar große Sultane gewesen. Was befähigt einen Scheich, einen Derwisch oder überhaupt einen spirituellen Sucher, inmitten der Vielfalt und der Versuchungen der Welt zu leben und dennoch das Richtige zu tun? Wie können wir in der Welt auf eine Weise handeln, die ausdrückt, dass wir der Welt nicht anhaften?

TB: Darauf gibt es eine einfache Antwort. Eine junge deutsche Frau stellte diese Frage meinem Scheich, Scheich Muzaffer (Ozak) Effendi, und er sagte: „Meine Tochter, wir können uns glücklich schätzen, denn wir haben ein Buch, den Koran, von dem wir glauben, dass es von Allah, dem Herrn, ist." Die Bibel entspricht einem hadith. Mit anderen Worten, sie handelt von Jesu Taten und Lehren. Aber wir glauben, dass der Koran von Allah offenbart wurde und dem Propheten Mohammed Wort für Wort, Buchstabe für Buchstabe, Punkt für Punkt übermittelt wurde. Aus seinem gesegneten Munde kam er, und nichts daran wurde während der letzten 1500 Jahre verändert.
Wir haben tatsächlich drei Prüfsteine, an denen wir sehen können, ob unsere Taten richtig oder falsch sind. Aber du musst handeln! Man kann nicht nur auf seinem Hintern sitzen, dann ist man tot. Nun, wenn eine Handlung im Einklang mit
Allahs Anweisungen im Koran ist, dann ist sie zweifellos richtig. Man sagt, dass im Koran tausend Dinge, die man tun und tausend, die man lassen sollte, beschrieben sind. Ich kenne gewiss nicht alle. Ich kenne vielleicht einhundert, und selbst die sind oft Auslegungssache. Deshalb ist es recht schwierig, mittels dieses Prüfsteins herauszufinden, ob deine Handlung echtes Gold oder Katzengold ist.
Ein weiterer Prüfstein ist die Nach-ahmung des Propheten Mohammed. Obwohl er vor eintausendfünfhundert Jahren lebte, war der Prophet Mohammed nie allein, und alles, was er tat und sagte, wurde aufgezeichnet. Die Art und Weise, wie er Wasser trank, wie er seine Frauen liebte oder wie er zur Toilette ging – nichts war bedeutungslos. Es gibt hunderttausende hadiths über Dinge, die er äußerte und tat, und sie sind leichter zu verstehen, weil sie keiner Deutung bedürfen.
Der dritte Prüfstein ist dein Gewissen. Du musst dein Gewissen befragen: „Wird das Ergebnis dessen, was ich gerade tun möchte, zum Wohle der Welt sein – für sie, für ihn, für mich, für das Gras, für die Katze und die Schildkröte? Oder wird es, im Gegenteil, Schmerz und Wunden verursachen?" Ist es gut und dient es dem Wohle, dann ist die Handlung richtig, wenn nicht, dann ist sie falsch.
Worum es letztlich geht, ist, dass wir hier sind, um unaufhörlich das Richtige zu tun. Ich war gerade im Irak, um den Menschen dort in ihrem Leid beizustehen. Ich besuchte Waisen- und Krankenhäuser und konnte mit einer Geldspende sehr vielen leidenden Menschen, vor allem Kindern, helfen. Und obwohl ich fast nie über meine persönlichen Erlebnisse spreche, klingt die Erfahrung, die ich dort gemacht habe, doch immer noch in mir nach, denn es passierte etwas Ungewöhnliches. Während der paar Tage im Irak war ich nicht da. Handlung war da, Dinge geschahen, aber es war, als sei ich nicht anwesend. Ich empfand dies als eine ganz große Belohnung. Und das genügt mir.

WIE: Vielleicht ist dies die beste Art von Handlung in der Welt.

TB: Das hoffe ich. Handlung ohne Anwesenheit. Wir haben im Türkischen eine Redewendung. Es ist hic, was „nichts" bedeutet. Und das ist das Ziel.

WIE: Ist es irgendwann notwendig, sich von der Verwicklung mit der Welt zurückzuziehen, um die eigene spirituelle Kontemplation zu vertiefen?

TB: Es gibt schöne Geschichten über den Propheten Mohammed, in denen er so tief in diese intensiven, spirituellen Zustände eingetaucht war, dass er seine eigene Ehefrau, Aisha, nicht wiedererkannte. Er fragte sie: „Wer bist du?", und sie antwortete: „Aisha," worauf er erwiderte: „Wer ist Aisha?". Sehen Sie, er war nicht da. Er war so weit fort, dass er seine eigene Frau nicht einmal mehr erkannte. Aber dann gab es auch andere Zeiten, in denen er, sein gesegnetes Haupt in ihrem Schoß ruhend, bat: „Aisha, liebkose meinen Kopf." Auch er brauchte also ein wenig Beistand. Man muss zur Welt zurückkommen. Wir sind nämlich in diesem Körper, und der bedarf gewisser Dinge. Man muss zurückkommen.



Geschrieben am: 01.02.2003
gelesen: 154
Autor: Carter Phipps (http://www.wie.org)
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